Hört auf mit dem Priester-Bashing!

Mein Kommentar zu manchen populistischen und medienwirksamen Forderungen aus der Kirche, die im (säkularen) Mainstream „garantiert“ und applaussicher ankommen – von Martin Lohmann

Seit dem Offenbarwerden des Missbrauchsskandals scheinen „die“ Priester zum Abschuss freigegeben. Generell. Von mancher selbst gebastelten Ego-Cathedra wird da kaum noch differenziert. Ein be- liebtes Schlagwort ist da auch „der Klerikalismus“. Viele treue und eifrige Priester fühlen sich mehr und mehr alleingelassen und haben den Eindruck, so mancher Kat- ho-Populist wolle auf Kosten eines nach- weislich notwendigen Berufsstandes „wirken“.

Doch: Wer stärkt eigentlich die ungezählten Seelsorger, die ihrer Berufung nachgehen und ein „Zeichen des Wider- spruchs“ sind – gerade in diesen Zeiten der Gottlosigkeit? Und was ist mit der Kirche und ihrem eigentlichen Auftrag, ihrer wahren Existenzberechtigung? Wie kommt es, dass selbst Theologen Priester offenbar nur noch mit dem weltlichen Maßstab der „Macht“ messen und sehen wollen oder können? Wer weiß, was ein Priester ist und sein soll, kann so nicht wirklich denken und reden. Billiges Pries- ter-Bashing ist billig. Und kein Katholik ist verpflichtet, die Zerstörung der Kirche, die deren Feinde noch nicht schafften, nun selbst zu betreiben. Von innen her.

In einer flach gewordenen Welt der Gier und der Gottlosigkeit muss man nicht die ge- lebte anspruchsvolle Priesterberufung durch garantierten flachen Szenenapplaus verunglimpfen. Auch katholisch getarnter Populismus, von wem auch immer, ist schädlich – und unchristlich. Mutig und auf bauend wäre es, die vielen anständigen Priester mitten in der Welt für ihre Christusnachfolge zu stärken und mit viel Gebet zu begleiten. Heiligmäßige Priester sind wichtiger als Showleute und Mitläufer, die es – leider – auch in der katholischen Kir- che zuhauf gibt. Zeugen der Wahrheit sind notwendiger als noch so medienaffine „Reformer“. Und: Opportunismus steht nicht auf der Liste der Tugenden. Die Verweltlichung der Kirche führt ins Nichts.

Generell gilt: Wer Reformen will, sollte nicht unreifem Zeitgeist hinterherhoppeln. Wer wirklich eine kraftvolle Erneuerung der Kirche Jesu Christi (!) will, sollte wissen: Die einzige Klarquelle der Wahrheit und Identität ist Jesus Christus. Die Verweltlichung der Kirche führt ins Nichts, die Entweltlichung geleitet ins Alles. Wie das geht mit treuer Anbetung, Eucharistiefrömmigkeit und Stärkung von segensrei- chen Priestern, kann man bei Bischof Georg Michael Wittmann ablesen. Dieser kluge und weise Non- Opportunist hat vor 200 Jahren in ähnlich wirrer Zeit jeder narzisstischen Anpassung widerstanden – und formte allein für sein Bistum Regensburg in 45 Jahren mehr als 1 500 apostolische Priester. Reform ist möglich. Dazu brauchen wir starke Priester! Mit der Macht der Treue, des Gebetes. Und die ist keineswegs exklusiv den Priestern darge- boten.

Es wäre also hilfreich, Priester von ihrer durch Strukturreformen aufoktroyierten und finanzgesteuerten „Macht“ zu befreien, also von weltlicher Macht und dem Zwang zu bürokratischem Management. Hier ist „die“ Entmachtung zu fordern. Die Macht „der“ Priester in der von Chris- tus anvertrauten Vollmacht als Seelsorger, die sich in verlässlicher Diensttreue zeigt und in der Eucharistie als Mitte des pries- terlichen Lebens offenbart, ist hingegen unbedingt zu stärken. Mit aller „Macht“.