Wer die Faktenechtheit der „Hetzjagden“ hinterfragte, handelte böse
Bonn (kath.net) Mehr als eine Woche wurde Deutschland dominiert von der Vorstellung, dass infolge einer brutalen Tötung eines Deutschen und Familienvaters in Chemnitz ein Mob existiere und es Hetzjagden gab. Manche sprachen sogar von Pogromen gegen Flüchtlinge und Ausländer. In den Medien wurde Entsetzen produziert und transportiert. Und selbst der Regierungssprecher beeilte sich, deutlich zu betonen, dass Hetzjagden wie in Chemnitz keinen Raum bei uns haben dürften. Und die Bundeskanzlerin sprach gar von Videobeweisen, die man für diesen Frevel habe.
Jeder, der da Zweifel äußerte, lief Gefahr, als Nazi oder/und rechtsradikal beschimpft zu werden. Nur am Rande sei erwähnt, dass es vom Regierungssprecher keine derart deutliche Distanzierung von Messermorden oder einer offenbar ansteigenden „Messerkultur“ gab, die bei uns keinen Raum haben dürfe. Fakt war und ist, dass es zwei durch Messerattacken Verletzte gab und gibt – und einen Toten. Wer darauf hinwies und die Faktenechtheit der Hetzjagden hinterfragte, handelte irgendwie automatisch böse und unerträglich. Rechts sowieso. Mancher Journalist rief gar zum Totalboykott von Sachsen auf und verunglimpfte ein ganzes Land und seine Bevölkerung.
Doch dann meldet sich ausgerechnet der Chefredakteur der Lokalzeitung, die alles andere als rechts ist, und merkte an, dass seine Kollegen, die vor Ort bei den Demonstrationen waren, keine Hetzjagden gesehen oder erkannt hatten. Das immer wieder landauf und landab gezeigte Video – ziemlich kurz und bei genauerem Hinsehen alles andere als den Totalvorwurf belegend – sei kein Beweis und zeige keine Hetzjagd. Das wurde dann sogar staatanwaltlich bestätigt, und nun musste gar der Ministerpräsident des Landes Sachsen erklären, es gab keine Hetzjagd, kein Pogrom und keinen Mob. Nach mehr als zehn Tagen lässt sich also die Lüge – oder sagen wir: der böse Vorwurf – der Hetzjagd nicht länger halten. Zehn Tage Empörung und dezidierte Aufregung über „die“ Sachsen und „die“ Chemnitzer oder „die“ Demonstrationen besorgter Bürger, die sich mehr Sicherheit und Schutz vor einer möglicherweise neuen Messer-„Kultur“ wünschen, haben rückwirkend nicht jene Grundlage, die doch – auch und vor allem medial – so fest und sicher geliefert und fast schon „zelebriert“ wurde.
Interessant. Und warum haben Medien und Politiker uns eine ganze Woche lange zur Scham angesichts des (nicht existenten) Mobs, der (nicht existenten) Hetzjagden und des (nicht existenten) Pogroms gezwungen? Lautstark, Flächendeckend. Warum? War das alles Wahrheitspresse, waren das alles Wahrheits- und Wirklichkeitsmedien? Oder vielleicht doch so etwas wie Lückenpresse und Lückenpolitik? So etwas wie ideologieverblendete „Berichterstattung“?
Das ist besorgniserregend, denn auf diese Weise fördert man genau das, was man bekämpfen will. Ich jedenfalls mag weder linken noch rechten Extremismus, weder linke noch rechte Gewaltverherrlichung, weder linksradikal noch rechtsradikal! Ich wünsche mir eine dialogfähige und streitbare, ja auch Widerspruch ernstnehmende und lebendige Streitkultur, die man offenbar hierzulande kräftig unterbindet und vor der man – aus bestimmten Ecken – eine panische Phobie hat. Wer wirklich souverän und demokratisch ist, hat es nicht nötig, andere pauschal zu verunglimpfen und zu diskreditieren! Wir brauchen Freiheit, Vielfalt der legitimen Meinungen und Respekt vor Andersdenkenden. Wer diese Freiheit unterdrücken will, weil er selbst vielleicht Angst vor Argumenten und möglicher Selbstkorrektur hat, gefährdet die Demokratie und den sozialen Frieden.
Quelle: http://kath.net/news/65014 (Erschienen am 06.09.2018)